Fleischmarkt
Geschichte
Im Jahr 999 liest man erstmals von einer kleinen Kirche, die hier auf dem höchsten Punkt einer heranwachsenden Siedlung errichtet wurde. Am Fuße des Gotteshauses befand sich über Jahrhunderte die Beerdigungsstätte für die Verstorbenen der Innenstadt.
Jenseits der Friedhofsmauern florierte der Handel im Schatten von Linden. Unter anderem genossen die Fleischer der Seidau seit 1384 den königlichen Zuspruch, hier bis Weihnachten ausgeschlachtete Hammel anzubieten. Zur Erinnerung an die mit drei Eingängen versehene Kirchhofsmauer wurden im Pflaster Kreuzsteine eingesetzt, sie sind noch heute zu finden.
Die Bürgerhäuser, die heute den Fleischmarkt so bemerkenswert machen, sind zum Teil um 1630 und später entstanden. Neben den Zerstörungen durch Kriege und Stadtbrände waren es die Straßenkämpfe im April 1945, die die größte Verwüstung brachten. Erst in den achtziger Jahren wurden die Häuserkomplexe an der Nord- und an der Westseite von Neuem aufgebaut. Seitdem zeigt sich der Platzraum wieder in seiner geschlossenen Form.
Nicht nur seine Bedeutung als Handelsplatz, sondern auch seine zentrale Funktion im entstehenden Wassernetz der Stadt machen den Platz interessant.
Seit dem Bau der Alten Wasserkunst 1496 wurde Spreewasser durch Holzleitungen hierher gepumpt und in die einzelnen Stadtteile weitergeleitet. Erst 1892 verlor er diese Funktion. Geblieben ist Bautzens ältester Marktbrunnen. Ursprünglich 1571 durch Wenzel Röhrscheidt den Jüngeren erbaut, ergänzte ihn der Vater 1611 mit einem prachtvollen Renaissancebrunnen. 1863 wurde dieser jedoch abgerissen und mit der Statue des Sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. dem Prager Sonderfrieden von 1635 gedacht, der die Lausitz von Böhmen zu Sachsen führte. Die Bezeichnung „Fleischmarkt“ ist seit 1635 amtlich. 1996 rekonstruierte man sowohl Fleischmarkt als auch Brunnen, Linden säumen den Brunnen und laden zum Verweilen ein.
Autor: Stadtverwaltung Bautzen, André Wucht
Quelle: Anonymus – Fleischmarkt – Wochenmarkt. Um 1935. Museum Bautzen
Quelle: Grünmarkt auf dem Fleischmarkt, Foto: André Wucht