Ortenburg 9

Geschichte

Ortenburg mit Stucksaal

Die Oberlausitz ist arm an Burgen. In der Ebene lagen einst zwar zahlreiche Wasserburgen, die aber alle in späterer Zeit durch neu gebaute Schlösser verdrängt worden sind. Die gewichtigste und einzige erhaltene Burg der Oberlausitz ist die Ortenburg in Bautzen.
Der Platz, an dem die Ortenburg steht, konnte nicht besser gewählt sein. An drei Seiten von der Spree umflossen und durch steile Abhänge gesichert verfügt die Burganlage über einen natürlichen Schutz gegen alle Feinde.
König Heinrich I. baute die Anlage 932/33 nach der Eroberung des Sorbengaus Milzane als Grenzburg aus. Dann war sie im Besitz der böhmischen Könige und ihrer Stadthalter. Die Ortenburg war jedoch nie ständiger Fürstensitz. Auf ihr residierten die königlichen Verwalter der Oberlausitz. Die eigentlichen Herren der Oberlausitz waren die Landstände, die sich aus den Rittergutsbesitzern, den Sechsstädten sowie den geistlichen Herrschaftsträgern zusammensetzten.
Das heutiges Aussehen der Ortenburg geht auf den ungarischen König Matthias Corvinus zurück, der seinerzeit mit Böhmen auch die Lausitz und Schlesien beherrschte. Die durch Brände zerstörte Burg ließ der Landvogt Georg von Stein im Auftrag des ungarischen Königs 1483 bis 1486 im spätgotischen Stil von Grund auf erneuern.
Am zinnengeschmückten Torturm, der früher den einzigen Zugang zur Burg darstellte, befindet sich eine Ädikula mit dem Sitzbild des Matthias Corvinus, 1486 von Briccius Gauske geschaffen. Sie zeigt den König mit den Wappen der von ihm beherrschten Länder. Maßwerkfenster weisen auf die in das 2. Obergeschoss des Turms einbezogene Burgkapelle hin. Der Raum besitzt einen auf Kragsteinen ruhenden Balkon mit reicher Maßwerkbrüstung. Die Kapelle erlitt, wie die übrigen Teile der Burg, im Dreißigjährigen Krieg Beschädigungen.
Mit dem Dreißigjährigen Krieg endete auch die böhmische Herrschaft in der Oberlausitz. Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen eroberte Bautzen und zerstörte Burg und Stadt. Mit dem Frieden von Prag 1635 kam er zudem endgültig in den Besitz der Burg.
Nach Belagerungen und Zerstörungen durch die Schweden wurde die Ortenburg dann ab 1645 schlossartig erneuert. Sie erhielt in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ihre fünf markanten Renaissancegiebel und einen von Ezechiel Eckhardt neugestalteten Audienzsaal mit reicher, einst farbiger Stuckdecke, deren Darstellungen Szenen aus der Geschichte der Oberlausitz zeigen, 1662 von den Italienern Vinetti und Comotan geschaffen. Im Zentrum steht die Belehnung von Kurfürst Johann Georg I. mit der Lausitz.
1782 wurden der Schlossgraben zugeschüttet, ein zweiter Ausgang zum Burglehn (Neues Tor), ein Magazingebäude und das Salzhaus errichtet. In der Ortenburg befindet sich das sächsische Oberverwaltungsgericht. Das Salzhaus, 1869 zum Schwurgerichtsgebäude umgebaut, wird seit 1971 als Sorbisches Museum für Geschichte und Kultur genutzt, in dem besonders sorbische Volkstrachten faszinieren.

Autor: Historisches Sachsen - Das Portal für die Schlösser, Burgen und historischen Ruinen im Freistaat Sachsen - © by Heyko Dehn

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