Protschenberg

Geschichte

Namen von Straßen und Plätzen, deren Entstehung weit in der Geschichte zu suchen ist, werden im amtlichen und im Umgangssprachgebrauch oft widersprüchlich dargestellt. Eines der besten Beispiele dafür findet sich in der Seidau. Protschen- oder Proitschenberg lautet hier die Frage. Erste schriftliche Erwähnung fand der Berg 1585, damals allerdings als Protzschenberg. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Name vom sorbischen Wort „bród“ abgeleitet war, was soviel wie Furt oder Ufer bedeutet. Berg am Spreeufer oder Berg an der Furt wäre demnach die wörtliche Übersetzung für den Protschenberg. Eine plausiblere Erklärung scheint allerdings das „i“ als Dehnungszeichen bzw. eine Art Akzent. Danach bestimmte das „i“ die Länge des „o“ bei der Aussprache. In Druck und Schrift erlangte dieses Betonungszeichen mehr und mehr die Form eines „i“ und schließlich fand der „Proitschenberg“ im täglichen Sprachgebrauch immer mehr Anwendung. Ein ähnliches Beispiel ist übrigens auch aus dem Vo(i)gtland bekannt.
Die sorbische Bezeichnung des Protschenberges ist Hrodzisko. Das bedeutet Schanze, Burgwall oder Burgstätte. Tatsächlich gibt es auf dem Protschenberg noch Reste einer Wallanlage, die auf eine Besiedelung bereits in der Bronzezeit hinweisen. Innerhalb der mit Holzaufbauten versehenen ca. 250 mal 150 Meter großen Burg gab es auch ein Steingebäude, das als „Schloß“ bezeichnet wurde. Durch den 1789 angelegten und später erweiterten Friedhof wurden jedoch wesentliche Teile der Burganlage zerstört. Jahrhunderte lang diente der Protschenberg der sorbischen Bevölkerung der Seidau als Festplatz. Der wohl bekannteste Brauch war das Eierschieben. Während die katholischen Gläubigen am Ostersonntag im zweigeteilten Petridom ihrer Prozession nachgingen, feierten die evangelischen Bautzener Bürger auf dem Protschenberg das Osterfest. Nachweislich wurde 1830 erstmals vom Eierschieben gesprochen, die Tradition ist jedoch älter. Ostern 1939 rollten letztmalig Gegenstände den Spreehang hinunter. Erst seit einigen Jahren betreiben der Tourismusverein Bautzen und einige Partner den alten Brauch im neuen Kleid.

Autor: Stadtverwaltung Bautzen, André Wucht

Quelle: Anonymus – Am Protschenberg – Eierschieben mit Blick zur Protschenbergkapelle. 1930er Jahre. Museum Bautzen

Quelle: Ostereierschieben, Foto Uwe Söder